Infoveranstaltung zum Thema Grundwasserförderung

 In Vreden

Zu einer Infoveranstaltung zum Thema „Grundwasserförderung durch die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen“ in Vreden hatte die Stadt Vreden eingeladen. Das hatte der Ausschuss für Bauen, Planen und Umwelt überparteilich einstimmig in seiner Ausschusssitzung im Juni beschlossen.

Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp begrüßte die rund 500 Interessierten auf dem Gelände der Schützenhalle in Doemern. Er betonte, sehr dankbar zu sein, dass hier interfraktionell gemeinsam an einem Strang gezogen werde – in der Vergangenheit aber auch in der Gegenwart. Zudem arbeiten alle Fraktionen in dem Thema gemeinsam mit der Interessensgemeinschaft der Grundstückseigentürmer im Absenktrichter eng zusammen. „Groß ist auch das Interesse der politischen Vertreter. Aus dem Stadtrat, Kreistag, Landtag und Bundestag sind heute Vertreterinnen und Vertreter anwesend“, so der Bürgermeister.

Die Veranstaltung startete mit einem Informationsvortrag von Dipl.-Ing. Joachim Steinrücke von ProAQUA. Die Stadtverwaltung hatte den unabhängigen Experten beauftragt, Grundwissen und Fakten zu den Themen Grundwasser, Oberflächenwasser und Wassergewinnung vorzustellen. Anschaulich erklärte er die Zusammenhänge vom sinkenden Grundwasserstand in Abhängigkeit von den sich verändernden klimatischen Bedingungen und vor dem Hintergrund der Grundwasserförderung durch die SGW in Vreden. Kurzum: Wenn Zu- und Abgänge nicht im Gleichgewicht stehen, werde das Grundwasser gesenkt. „Es entstehe der Eindruck, dass der Wasserstand vor der Entnahme durch die SGW höher war.“, so der Gutachter.

Nach diesem Grundlagenwissen erläuterten die beiden Bergdirektoren Jürgen Kugel und Wolfgang Dronia von der Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Genehmigungsbehörde aus rechtlicher Sicht die Hintergründe der Erlaubnis zur Grundwasserförderung. Sie erklärten die wesentlichen Verfahrensschritte, die zur Erlaubnis der Grundwasserförderung im Jahr 2006 geführt haben. In dieser Genehmigung seien die erlaubten Fördermengen sowie die Auflagen enthalten. Die Genehmigung sei bis zum Ende des Jahres 2030 erteilt worden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung habe damals ergeben, dass „kaum weitere Beeinträchtigungen von Boden und Oberflächengewässern zu erwarten“ waren. Daher sei die Genehmigung über 24 Jahre erteilt worden. Das sollte allen Beteiligten Planungssicherheit verschaffen.

Als dritten Kurzvortrag hatte die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (kurz SGW) das Wort. In ihrer Präsentation machte der Abteilungsleiter Vermessung und Markscheider Stefan Meyer deutlich, wofür das Wasser aus Vreden benötigt werde. Seit den 1970er Jahren betreibe die SGW eine kontrollierte Bohrlochsolung in Epe. Das aus der Sole gewonnene Salz werde für die chemische Industrie u.a. zur Herstellung von Soda, PVC und Bicar benötigt. Das wiederum sei in Produkten wie Fenster- und Behälterglas, Wasch- und Reinigungsmitteln, Rohrleitungen, Fensterrahmen, Produktverpackungen, Futtermittelzusätzen oder auch Backpulver enthalten. Die Versorgungssicherung sei Aufgabe der SGW. Die entstandenen Kavernen seien Hohlräume, die wiederum für die Speicherung von Öl, Erdgas und künftig auch Wasserstoff genutzt werden.

Die offene Diskussion moderieten Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp und der Erste Beigeordnete Bernd Kemper, der als Fachbereichsleiter gleichzeitig den Umweltbereich der Stadtverwaltung verantwortet. Viele Anwesenden äußerten ihren Unmut und ihre Unzufriedenheit. Zudem konnten einige Fragen aus der Bevölkerung, die aus Vreden und den umliegenden Kommunen anwesend waren, durch die Vortragenden geklärt werden. Insgesamt lief die eineinhalbstündige Diskussionsrunde nach den Fachvorträgen emotional, aber fair. Besonders die Betroffenen vor Ort machten ihren Unmut und die Erwartung der Absenkung der Fördermenge deutlich. Einige engagierte Bürgerinnen und Bürger stellten alternative Konzepte und Ideen vor, wie die Region entlastet werden könnte oder das Wasser aus den Chemiewerken wieder zurückfließen könnte, um insgesamt die Fördermenge deutlich zu reduzieren. Die Unternehmensvertreter und die Vertreter der Genehmigungsbehörde nahmen diese Vorschläge und Anregungen mit und sicherten zu, diese zu prüfen.

„Unser Einfluss als Stadt ist rein politischer Natur. Gut und wichtig, dass wir heute mit so vielen Vredenerinnen und Vredenern unsere Anliegen an die Vertreterinnen und Vertreter aller politischen Ebenen herantragen“ fasst Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp zusammen. „Nur gemeinsam können wir uns hier für eine Absenkung der Fördermenge stark machen.“

Eine Stunde vor der Infoveranstaltung hatten sich rund 20 Vertreterinnen und Vertreter aller politischen Ebenen aus Stadtrat, Land und Bund sowie der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister mit den Vertretern der Bezirksregierung Arnsberg als Genehmigungsbehörde und zwei Vertretern der SGW getroffen. Ratsherr für Doemern Norbert Vöcker hatte an einem Waldstück, am Ölbach und an den Pumpen gezeigt, wie stark die Ausmaße des Grundwassermangels in der Natur sichtbar sind.

Die Präsentationen vom Infoabend werden auf der Homepage der Stadt Vreden unter www.vreden.de/klimaundumwelt veröffentlicht.

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