Euregionaler Unterricht entlang der Berkel
Schülerinnen und Schüler haben mit Unterstützung durch die Stadt Vreden Eibergen besucht.
Als zertifizierte Euregioprofilschule pflegt die Vredener Norbertschule Bildungskontakte mit den Niederlanden und ermöglicht den Kindern und Lehrkräften einen besonderen sprachlichen, kulturellen und landeskundlichen Austausch. Auch auf Seiten der Stadt Vreden als Schulträger wird dieses Bestreben organisatorisch und finanziell unterstützt, was gerade nach den Auswirkungen der Pandemie das Aufleben einzelner Projektbausteine maßgeblich voranbringt.
So konnten sich von Mitte bis Ende August die rund 120 Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen auf den Weg ins niederländische Eibergen machen, um auf dem originalgetreuen Nachbau eines historischen Plattbodenschiffs der „Stichting Berkelzomp (Marke Mallem)“ über die Berkel zu fahren. Um das „schippersdiploma“ zu erlangen, hieß es für jeden einzelnen zudem: manövrieren, Kurs halten, drehen, rückwärtsfahren, navigieren (Backbord und Steuerbord) und einen Kreuzknoten binden. Die Vredener Kinder erwiesen sich als perfekte Nachwuchskapitäne.
Das Landprogramm entlang der Berkel wurde durch Bettina Hüning, die als hauptamtliche Mitarbeiterin in der Biologischen Station Zwillbrock beschäftigt ist, vorbereitet und begleitet. Tageweise kamen aus dem Team der St. Norbert-Schule Vreden Sabrina Tenhumberg (Lehrkraft, Koordinatorin im Kontext Euregioprofilschule) und Margot Waning (Erzieherin, ausgebildete Naturtrainerin) hinzu.
Die Stadt Vreden hat auf Grundlage der städtischen Förderrichtlinie für Begegnungen im grenznahen niederländischen Raum die Kosten für Bustransfer, Bootstouren und Personaleinsatz für alle fünf Gruppen bezuschusst.
Nach der Ankunft an der „Mallumse Molen“ wurden die Klassen jeweils geteilt. Eine Hälfte bestieg sodann einen rekonstruierten „berkelzomp“ mit dem Namen „Snippe“, um eine circa einstündige Tour über die Berkel zu beginnen. Den Kindern wurde erklärt, dass mit dem Elektromotor heute eine moderne Fortbewegung möglich ist, früher jedoch das Staken mit Holzstangen oder Treideln durch am Ufer laufende Pferde erforderlich war. In der ersten Zeit fuhr das Schiff über den breiteren und begradigten Abschnitt der Berkel. Doch auf einmal bog der Steuermann in einen alten, größtenteils naturbelassenen Bereich ab. Die Besatzung fühlte sich gleich wie in einer verwunschenen Traumwelt.
Mit Hilfe von Schaukarten oder Beschreibungen entdeckten und benannten die Kinder viele heimische Vögel. Insgesamt gab es Blesshühner, Stockenten und Haubentaucher zu sehen – und an zwei Stellen (vielleicht) sogar den blitzschnellen Eisvogel. Mehrmals stoppte das Boot unterwegs, um Messungen und Wasseruntersuchungen durchzuführen. Mittels eines Stabes wurde zum Beispiel die Wassertiefe (etwa 1,50 Meter) ermittelt, und mit Lackmuspapier konnte der pH-Wert des Wassers (unbedenklich) bestimmt werden. Natürlich erzählten die Begleiter auch die ein oder andere Anekdote aus jener Zeit, als die Berkelschifffahrt noch eine bedeutsame wirtschaftliche Größe in der Region darstellte. So kamen beispielsweise nur selten die transportierten Geneverfässer mit ihrem Startinhalt am Ziel an. Vielmehr befand sich darin schlussendlich reichlich Berkelwasser, um die Wegzehrung zu vertuschen. Musste einmal ein Schiffer allein eine Fuhre Torf befördern, so wurde die Steuerstange verlängert, und der Steuermann brachte das Schiff hoch auf der Fuhre thronend an seinen Bestimmungsort, da er ansonsten hinter der Ladung gar nichts hätte sehen können.
Das Highlight des Tages war die Fahrt durch die historische Schleuse an der „Mallumse Molen“. Um den Höhenunterschied zu überbrücken, spielten Naturkräfte und Technik der Vergangenheit eindrucksvoll zusammen. Die Kinder waren sehr aufgeregt, als sich die einen Schleusentore schlossen und von der anderen Seite her die Wassermassen in das Becken einströmten. Eine Rechenaufgabe bestätigte, dass 250.000 Liter Wasser in Bewegung waren, um das Plattbodenschiff samt Besatzung in dem 4 Meter mal 25 Meter großen Schleusenbecken um 2,50 Meter anzuheben. Die Mädchen und Jungen mussten kräftig helfen und die Taue bändigen, um das Schiff ruhig und am Rand zu halten. Als Lohn für den Schleusenwärter gab es etwas Kleingeld, und die Kinder sangen zum Dank ein Liedchen.
Um zum Schluss die Spannung noch einmal zu steigern, fuhr das Schiff kurz vor seinem Ziel ganz dicht an das Wehr der „Mallumse Molen“ heran. Wieder am Ufer stand eine Pause auf dem Programm. Danach wechselten die Gruppenteile. Jene Kinder, die bislang nicht auf dem Wasser gewesen waren, gingen nun an Bord und fuhren die Strecke in umgekehrter Richtung zurück. Für die anderen bot sich jetzt ebenso Interessantes an Land.
Das Landprogramm gestaltete die Biologische Station Zwillbrock, indem Bettina Hüning den Kindern die vielen kleineren Lebewesen am Ufer und in der Berkel näherbrachte. Besonderen Spaß bereitete allen das Keschern. Mit Lupengläsern und Bestimmungskarten wurde Beeindruckendes identifiziert. Fazit: Die Berkel verfügt hier über eine sehr gute Wasserqualität, da selbst seltene Exemplare ausgemacht werden konnten.
Für die Gruppen aus Vreden stand am Ende eines jeden Vormittags fest, dass das Ganze eine tolle, spannende und lehrreiche Sache war. Aus pädagogischer Sicht stellt das Angebot der „Stichting Marke Mallem“ in Kombination mit den Naturerlebnisaspekten einen bereichernden Baustein im Sachunterricht und in der euregionalen Begegnung dar.
Quelle: Stadt Vreden